In den Annalen der RAF rangiert die Hurricane stets hinter der Spitfire.
Aber gerade dieser robuste Jäger war es,
der Britannien in der Luftschlacht um England rettete.
Um die Doppeldecker Hawker Fury und Bristol
Bulldog in den Fighter Squadrons abzulösen,
entwickelte man bei Hawker die Hurricane. Der
Entwurf basierte darauf,
aus der erfolgreichen Fury einen Eindecker
zu konzipieren.
So blieb man auch bei dem bewährten Konzept
der Doppeldecker: " Stoff auf Spannt".
Hawker Fury Mk. I,
No. 1 sq., RAF,
Tangmere, Jan. 37.
Hingegen verwandte Supermarine bei der Spitfire
schon die neue Schalenbauweise und war
damit der Hurricane technologisch voraus.
In den hektischen Monaten 39/40 aber, als die
RAF unter primitivsten Bedingungen operieren mußte, bewirkte eben
die genannte einfache Konstruktion der Zelle, daß die Hurricane schwere
Kampfbeschädigungen einstecken konnte, und relativ einfach zu reparieren
war.
Von Anfang an wurde die Bewaffnung von je vier
7,7 mm MG in den Flächen eingeplant,
was für die damalige Zeit "ungeheuerlich"
war.
Der Prototyp hob am 06. Nov. 35 zu seinem Erstflug
ab. Angetrieben wurde er von einem
1 030 PS starken Rolls-Royce Merlin I, der
seine Kraft auf einen Zweiblatt Holzpropeller übertrug.
In der Höhe von 4 575 m erreichte sie
die Spitzengeschwindigkeit von 507 km/h.
Die Serienfertigung der ersten 600 bestellten
Maschinen, mit Merlin III, lief Mitte 37 an.
Ende des Jahres übernahmen das Fighter
Command die ersten Jäger. Inzwischen war der Zweiblatt Holzpropeller
durch eine regelbare Dreiblatt Luftschraube ersetzt, der die Höhen-
und Steigleistung erheblich verbesserte.
Bei Kriegsausbruch standen 497 Hurricane Mk.
I bei 18 Jagdstaffeln im Dienst.
Vier Hurricane Squadrons (No. 1, 73, 85, 87)
gehörten zum Kontingent, das die RAF im September 39 nach Frankreich
verlegte. Diese Einheiten wurden jedoch im Verlauf des Frankreich Feldzuges
so gut wie aufgerieben. Sie wurden schlecht geführt, falsch eingesetzt
und waren den Bf 109
der Luftwaffe nicht gewachsen.
Die 18 Hurricane der belg. Luftwaffe, die noch
den Zweiblatt Holzpropeller hatten, wurden von den überlegenen Bf
109 E abgeschossen oder am Boden zerstört.
In der Luftschlacht um England bildeten die
Hurricane Mk. I das Rückgrad des Fighter Command.
Im August 40 rüsteten sie 32 Fighter Squadrons
aus, gegenüber 18 Squadrons die die Spitfire flogen.
Bis dahin waren ca. 2 300 Maschinen ausgeliefert
worden. Der Jäger war bei seinen Piloten sehr beliebt, er war ein
wendiger Jäger für den Kurvenkampf und eine stabile Waffenplattform.
Der Messerschmitt Bf 109 E war sie aber deutlich
unterlegen, nicht zuletzt wegen ihrer niedrigeren Höchstgeschwindigkeit
von nur 512 km/h. Fand die Begegnung in niedrigen Höhen statt, konnte
die Hurricane allerdings bestehen, und die Messerschmitt "auskurven". Nach
Möglichkeit wurden aber die Hurricane auf die dt. Bomber angesetzt,
während die Spitfire sich den Bf 109 entgegen stellten. Überlegen
zeigte sich die Hurricane im Vergleich mit der Messerschmitt Bf 110, die
sie in allen Höhenlagen ausmanövrieren konnte.
In direkten Duellen, Bf 109 E gegen Hawker
Hurricane gingen 272 Hurricane und 153 Messerschmitt verloren.
Im Mittelmeerraum war die Hurricane Mk. I den
Fiat Jägern G 50 und CR. 42 mehr als überlegen. Unterschätzen
durfte sie die beiden Italiener allerdings nicht, trotz ihrer höheren
Geschwindigkeit und größeren Feuerkraft.
Mit der überaus wendigen Macchi MC 200,
die in etwa gleich schnell war,
hatte die schwerfälligere Hurricane allerdings
ihre Mühe. Der MC 202, angetriebenen von einem
DB 601, war sie in mittleren und großen
Höhen deutlich unterlegen.
Hawker Hurricane Mk. I,
mit Tropenfilter, über Nordafrika.
Im September 40 erschien die Mk. II mit dem
Merlin XX der 1 280 PS hergab.
Sie wurde in den Untertypen II a, II b, II
c und II d, die die unterschiedlichen Bewaffnungsmöglichkeiten der
Tragflächen kennzeichneten, hergestellt.
Hawker Hurricane Mk. II c,
No. 87 sq. (Nachtjäger), RAF,
England, August 42.
Die Hurricane Mk. II verließ aber allmählich
die Tagjagdrolle, und übernahm zunehmend die Rolle eines Jagdbombers
("Hurribomber").
Die letzte Variante für die RAF war die
MK. IV mit dem 1 620 PS starken Merlin 24 oder 27 und Mehrzweckflächen
zur Aufnahme von Außenlasten.
Viele Mk. II wurden auf den Standart der Mk.
IV nachgerüstet.
Ab Sommer 44 verschwand die "Hurri" dann rasch
aus den Heimatverbänden der RAF.
Im Mittelmeer und im Fernen Osten blieben die
Mk. II und Mk. IV jedoch bis Kriegsende im Einsatz.
Vor, während, und auch noch nach dem Krieg
wurde die Hurricane auch bei vielen anderen Luftstreitkräften eingesetzt.
Oft auch in den Staaten die mit Deutschland verbündet waren,
wie Rumänien und Finnland.
Der UdSSR wurden, nach dem Angriff Deutschlands,
30 Mk. I und ca. 2 900 Mk. II zugesprochen. Diese kamen jedoch aufgrund
von Kampfhandlungen nicht alle dort an. Finnland erhielt im März 40
zehn ehemalige RAF Maschinen und setzte diese dann ab dem 26. Juni 1941
gegen die Sowjetunion ein. Die Maschinen flossen der Le Lv 30 zu, in der
auch die aus Holland stammenden Fokker D XXI flogen.
So kam es dann auch zu Luftkämpfen zwischen
finnischen und sowjetischen Hurricane.
Hawker Hurricane Mk. I,
Le LV 30, der finnischen Luftwaffe,
Tiiksjärvi, Dez. 41.
Daneben flog die Hurricane in den Luftwaffen
von Irland, Persien, Ägypten, Südafrika, Australien, Jugoslawien,
Belgien, Türkei und Portugal.
Hawker Hurricane Mk. II b,
1. Esquadrilha de Caca, der portugiesischen
Luftwaffe,
Espinho bei Porto, 1948.
Von der Hurricane wurden auch die trägergestützten
Versionen Hawker Sea Hurricane Mk. I und
Mk. II hergestellt, auf die hier aber nicht
näher eingegangen werden soll.
Insgesamt wurden 14 231 Maschinen der
Hawker Hurricane gebaut.
Im Januar 47 wurde die letzte Hurricane bei
der RAF außer Dienst gestellt.
In Portugal blieb die Maschine am längsten
in den Einsatzverbänden.
Erst Anfang 1954 wurden sie dort ausgemustert!
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